Ursprünge
Aus der seit 1951 bestehenden Arbeitsgemeinschaft “Ur- und Frühgeschichte” entwickelte sich eine Privatinitiative zur Gründung des Fritzlarer Museums. 1956 wurde im großen Saal des Hochzeitshauses eine Ausstellung zur “Ur- und Frühgeschichte” eröffnet, die vorwiegend aus Notbergungen seit 1947 geborgener Fundstücke bestand. Nur wenige Objekte stammen aus wissenschaftlich begleiteten Grabungen.
1959 wurde der Verein “Ur- und Frühgeschichtliche Sammlungen e. V.” Träger des Museums Fritzlar. Ziel des Vereins war es, den Ausbau des Museums voranzutreiben. Deshalb wurden auch volkskundliche Objekte gesammelt, die von 1976 an im Hochzeitshaus auf vergrößerter Ausstellungsfläche präsentiert wurden. Ausgestellt waren u. a. Truhen, Geräte zum Spinnen, Weben und Objekte zur Stadtgeschichte. Zudem wurde eine große Sammlung gusseiserner Öfen, die Mineraliensammlung von Marianne Schrammel und die geologisch-mineralogische Sammlung “Milde”, die aus Museum Natur und Technik in Gudensberg stammt, im Patrizierhaus gezeigt. Einen weiteren Sammlungsschwerpunkt bilden die historischen “Feierabendziegeln”, die heimische Handwerker zur Verfügung stellten.
Museumserweiterung
1971 wurde die Ofensammlung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 1972 wurde das Hochzeitshaus ausschließlich als Museum genutzt; als größtes Fachwerkhaus Hessens blieb es seit 1580 fast immer in öffentlicher Nutzung und ist dadurch mit der Stadtgeschichte eng verbunden.
1250 Jahre Fritzlar
Zum Hessentag 1974 und der damit verbundenen 1250 Jahrfeier Fritzlars konnte eine überarbeitete Präsentation der Vor- und Frühgeschichte eingeweiht werden. Ministerpräsident Albert Oswald verlieh dem Museum den Titel “Regionalmuseum”. Die Ernennung krönte die Arbeit des Museumsvereins, der von Beginn an den Anspruch hatte, die Region einzubeziehen. Durch ehrenamtliche Arbeit wurde das Museum weiter ausgebaut, was 1978 von der Paul-Dierichs-Stiftung honoriert wurde.
Drei Museumssäulen
Im Mai 1980 wurde in einem Vertrag zwischen der Stadt Fritzlar (Bürgermeister Reinhold Koch und Erster Stadtrat Karl Blum) und der im März 1980 eingerichteten Stiftung Museum Fritzlar (Hans Heintel und Egon Schaberick) festgelegt, dass die Stadt Fritzlar das Hochzeits- und Patrizierhaus der Stiftung zur musealen Nutzung überlassen. Eigentümer der Immobilien bleibt die Stadt, die auch für den Erhalt der Gebäude zuständig ist. Die Stiftung “Museum Fritzlar” wurde dadurch Museumsträger, sie ist für die Museumsgestaltung und Personalbesetzung zuständig. Ehrenamtlich wird das Museum vom Verein gefördert.
Neben den sich ehrenamtlich engagierenden Mitgliedern des Museumsvereins Fritzlar e. V., beschäftigt die Stiftung eine hauptamtliche Kraft im Museum. Von 1960 bis 1967 war mit dieser Aufgabe Herr Martin Kliem, von 1967 bis 2000 Herr Egon Schaberick, von 2000-2012 Herr Dr. Johann-Henrich Schotten betraut. Von 2012 – 2016 lag die Verwaltung des Museums bei Herrn Alfons Brüggemeier. Seit Juni 2017 hat Frau Stefanie Mnich die Museumsleitung.
Aktuelle Entwicklungen
2015 erarbeiteten die Museumsentwickler Kirsten Hauer und Friedhelm Krause ein neues Ausstellungskonzept für das zu renovierende Museum mit stadtgeschichtlichem Schwerpunkt. Die Finanzierung tragen das Land Hessen, die Stadt Fritzlar und die Stiftung Museum Fritzlar. Die Eröffnung ist für 2020 vorgesehen.
Vereinsarbeit
Eine anfangs kleine Gruppe Fritzlarer Bürger hat mit großem Engagement die Voraussetzungen für ein attraktives Museum geschaffen. Der Museumsverein hat regelmäßig Beiträge zum kulturellen und geselligen Leben unserer schönen Dom- und Kaiserstadt geleistet: Es wurden Kunst- und Kunsthandwerkerausstellungen organisiert, so die beliebten Oster- und Herbstmärkte mit den Museumscafés. Er beteiligte sich an den Stadtfesten. Die Bestände wurden durch Zukäufe erweitert, es wurden Vorträge zu historischen und kunsthistorischen Themen angeboten, der Nachwuchs in den Kinder- und Jugendakademien gefördert, Praktikanten in die Museumsarbeit und Forschung eingeführt, Archive mit umfangreichen Dateien gepflegt, mehrere Mitglieder zu Museumsführer*innen ausgebildet. In guten Jahren konnten bis zu 7.000 Besucher gezählt werden. Dem Verein ist an einer Zusammenarbeit mit der Stadt und anderen Organisationen wie dem Stadtmarketing, dem Dommuseum, dem Geschichtsverein, Pro Fritzlar, Kulturverein und Kulturscheue gelegen, um unsere Bürger und Gäste am kulturellen Leben unserer Stadt teilnehmen zu lassen.
Literatur: Museumskonzept Hauer und Krause, Vereinsarchiv
Fotos: Philipp Reinbold